Ein Gastbeitrag von Melanie Geppert

Seit einigen Monaten treffe ich mich regelmäßig mit einer Kollegin zum Walk & Talk. Bei diesen Spaziergängen tauschen wir uns über aktuelle Themen, Projekte und Ideen aus. Wir genießen es, in der Natur zu sein und nicht am Bürostuhl festzukleben. Kein Telefonanruf stört, niemand platzt herein und der nächste Termin steht nicht schon vor der Tür. Denn meist treffen wir uns „nach Feierabend“ und nutzen unsere Zeit, um zwar noch geschäftliche Dinge zu besprechen, gleiten dabei aber schon langsam in den Entspannungs-Modus hinüber.

Warum es so gut tut, in Bewegung an der frischen Luft miteinander zu sprechen
Normalerweise sitzen wir den ganzen Tag – bei den Mahlzeiten, bei der Arbeit, beim Grillen mit Freunden, beim Fernsehschauen. Dabei wissen wir, dass einseitige Bewegung schlecht für uns ist. Beim Spaziergehen können wir diese Starre aufheben, der Kreislauf kommt in Schwung, die Durchblutung wird angeregt und die Muskeln bekommen etwas zu tun. Wissenschaftlich belegt ist auch, dass Bewegung unsere Kreativität anregt; und zahlreiche Studien zeigen, dass es einen erheblichen Unterschied macht, ob wir uns in der Natur oder in urbaner Umgebung bewegen. Unser Stresslevel fällt weiter nach unten, je mehr Bäume, Blumen, Felder, Himmel und Wiesen uns umgeben. Sitzen wir uns gemeinsam an einem Tisch gegenüber, haben wir den Gesprächspartner ständig im Blick. Das Nebeneinanderlaufen hingegen hat den großen Vorteil, dass wir freier sprechen, da wir den Reaktionen des Gegenübers nicht unmittelbar ausgesetzt sind. Kritische Themen lassen sich so konstruktiver klären und zeitweises Schweigen, um die Gedanken zu ordnen, ist gut auszuhalten. Hinzu kommt ein weiterer Aspekt, der heutzutage eine wichtige Rolle spielt: wir sparen Zeit. Indem wir Arbeit und Freizeit quasi miteinander verbinden.

Die Methode Walk & Talk kommt übrigens aus der Psychotherapie und etablierte sich als Walk & Talk-Therapy ab Ende der 1990er Jahre. Sie geht vor allem zurück auf die Arbeit der amerikanischen Psychologin Kate Hays. Auch in Deutschland kommt diese Coachingtechnik langsam in Schwung.

Was bleibt hängen vom Walk & Talk?
Natürlich haben wir keine Tablets, Smartbooks oder Notizblöcke dabei, wenn wir unterwegs sind. Dennoch sollen die Geh-Spräche den Zweck erfüllen, zu Ergebnissen zu kommen, Probleme zu lösen oder neue Ideen zu entwickeln. Schon Cicero wendete die Loci-Methode an, um seine Reden auswendig zu lernen und schritt dabei gedanklich die Umgebung des Forums in Rom ab. Die Methode funktioniert, indem Inhalte in eine fiktive oder reale Struktur eingeordnet werden. Punkte an einem Weg oder Dinge in einem Raum bekommen einzelne Inhalte zugeordnet und können miteinander verknüpft werden. Dadurch sind sie einfacher zu merken. Dieser Prozess findet unterbewusst statt, kann aber auch trainiert werden. Auf unsere Spaziergänge bezogen heißt das, dass ich an einen bestimmten Wegweiser komme und weiß: „Hey, da hatten wir doch die Idee, unseren Blog auf den Weg zu bringen.“ Und selbstverständlich bleibt die Möglichkeit, im Anschluss ein Gesprächsprotokoll zu verfassen.

Ist diese Meeting-Form für alle geeignet?
Es gibt Einschätzungen, die sagen, dass eine Gruppe bis zu fünf Personen dazu geeignet ist, einen guten Walk & Talk zu gestalten. Ich persönlich denke, dass max. drei Personen dafür sinnvoll sind, da sonst die Möglichkeit besteht, dass sich „Grüppchen“ bilden und sich dadurch verschiedene Gespräche und Gesprächsthemen entwickeln.

Es ist klar, dass nicht jedes Meeting durch ein Walk & Talk ersetzt werden kann. Von externen Gesprächspartnern kann man wohl kaum erwarten, dass sie in Anzug und Krawatte einen Spaziergang mit uns machen, vielleicht ist auch nicht jeder körperlich dazu in der Verfassung. Hier also lieber Zurückhaltung zeigen und stattdessen den Kollegen motivieren oder den Geschäftspartner, den Sie gut kennen.

Zudem hat nicht jeder einen Park oder Wald oder die freie Natur direkt vor seinem Arbeitsplatz. Dennoch lohnt es sich darüber nachzudenken, ob Sie nicht auch in städtischen Gebieten die Möglichkeit haben, eine schöne Strecke für Ihr Walk & Talk zu finden. Außerdem haben Sie den Vorteil, Ihr Geh-Spräch vielleicht zum Schluss mit einem Espresso oder Eis zu krönen. Das ist doch auch etwas!

Fazit: Gehen Sie raus, holen Sie tief Luft und lassen Sie Ihre Gedanken frei fließen – viel Spaß!

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Melanie Geppert

Als Texterin führe ich seit fünf Jahren meine eigene Agentur und freue mich immer wieder über die Schönheit und Tücken der deutschen Sprache. Es fällt mir leicht, für andere die richtigen Worte zu finden und mich in ihre Themen und Zielgruppen einzudenken. Dafür greife ich auf fast 20 Jahre Erfahrung im Marketing zurück. Was mich persönlich antreibt: Leben im Hier und Jetzt. Den Blick nach vorne richten. Neugierig bleiben. Im Schweren das Leichte entdecken.