Spätestens seit immer mehr Moderatorinnen und Moderatoren in Radio- und Fernsehformaten gendergerecht formulieren, rückt gendersensible Sprache stärker in unser Bewusstsein. Diese Entwicklung regt an, die eigenen Texte zu überdenken. Denn egal ob Stellenausschreibungen, Zeitungs- oder Zeitschriftenartikel, Werbetexte oder wissenschaftliche Arbeiten – Texte wenden sich meist an alle Menschen, unabhängig davon, welches Geschlecht sie haben. Aber wie funktioniert das mit der gendergerechten Sprache?
Ich möchte Sie einladen, sich der gendersensiblen Sprache zu öffnen. Denn Sprache prägt unser Denken und unsere Realität. Wer über Ärzte, Lehrer oder Schüler liest, denkt laut Studienergebnissen erst einmal an eine Gruppe von Männern. Das generische Maskulinum, also die grammatisch männliche Form für die Bezeichnung einer Personengruppe, ruft nicht sofort Assoziationen mit dem anderen biologischen Geschlecht hervor. Indem Sie bewusster mit Wort und Schrift umgehen und eine geschlechtergerechte Sprache verwenden, fühlen sich alle Menschen von Ihren Texten angesprochen und finden sich in ihnen wieder.
Gendergerecht und lesefreundlich sind kein Widerspruch
Keine Sorge, Sie können Texte so verfassen, dass sie gendergerecht und lesefreundlich sind. Die deutsche Sprache bietet zahlreiche Formulierungen, um alle Menschen geschlechtsumfassend anzusprechen.
Folgende Schreibweisen stehen Ihnen zur Verfügung:
Neutrale Formulierungen und Wörter
Sie können neutrale Formulierungen wie „Mitarbeitende“, „Studierende“, „Team“ oder „Belegschaft“ verwenden.
Paarformen
Leserinnen und Leser oder Zuschauer und Zuschauerinnen. Aber: Paarformen schließen „divers“ aus.
Relativsätze
Wer falsch parkt, muss mit einem Strafzettel rechnen.
Stern, Binnen-I und Doppelpunkt
Darüber hinaus können Sie auch den Genderstern (Mitarbeiter*innen), das Binnen-I (MitarbeiterInnen) oder den Doppelpunkt (Mitarbeiter:innen) in Ihren Texten verwenden. Das Binnen-I wendet sich an Männer und Frauen. Mit Genderstern und Doppelpunkt werden alle Menschen angesprochen.
Liest sich mein Text holprig?
Nachdem Sie Ihren gendergerechten Text verfasst haben, empfehle ich Ihnen, ihn laut zu lesen. Sie merken gleich, ob der Lesefluss an der ein oder anderen Stelle stockt. Sollte das der Fall sein, formulieren Sie die Aussagen noch einmal um.
Spickzettel für Ihre Formulierungen – meine Linktipps
Wertvolle Tipps, wie Sie diskriminierungsfrei schreiben und sprechen, finden Sie
auf www.genderleicht.de. Das Projekt des Journalistinnenbundes gibt Medienschaffenden Impulse und Hilfestellung zu einer gendersensiblen Arbeitsweise im Alltag.
Das Genderwörterbuch www.geschicktgendern.de bietet alternative gendergerechte Formulierungen und nützliche Tipps rund um das gendergerechte Schreiben.
Mit diesen praktischen Tipps möchte ich Ihnen die Scheu nehmen, sich mit gendergerechter Sprache zu befassen. Einmal für das Thema sensibilisiert werden Sie feststellen, wie viel schneller Ihnen sprachliche Alternativen zum generischen Maskulinum einfallen und wie Ihnen die gendergerechte Sprache immer vertrauter und selbstverständlicher wird. Probieren Sie es aus!
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Henrike Fleischmann
Seit 15 Jahren mit Herzblut selbständige PR-Beraterin und Texterin, Inhaberin von Fleischmann PR. Aktives Zuhören, Einfühlungsvermögen und Begeisterungsfähigkeit zeichnen sie aus. Sie liebt die Herausforderung, komplexe Sachverhalte kurz und allgemein verständlich aufzubereiten.