Sommerzeit ist Urlaubszeit. Insbesondere wir Deutsche, die als Reiseweltmeister gelten, packen dann Koffer, Kind und Kegel und verreisen allzu gerne ins Ausland. 2019 gingen laut Reiseanalyse der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V. (FUR) 74 Prozent der von Deutschen gebuchten Reisen ins Ausland. Wohin geht die Reise in diesem Sommer 2020? Unter Einhaltung von Sicherheits- und Hygienevorschriften können wir nun wieder innerdeutsch verreisen. Und ab 15. Juni werden die Reisewarnungen innerhalb Europas aufgehoben und somit der Weg geebnet für Urlaub im Ausland. Doch wie groß ist die Reiselust der Deutschen in diesem außergewöhnlichen Jahr 2020 tatsächlich?

Diese Frage hatte sich das Bayerische Zentrum für Tourismus gestellt und eine GfK-Studie zu „Reisen in Zeiten von Corona“ in Auftrag gegeben. Denn entscheidend für die Reisebranche ist ja, ob wir Deutschen tatsächlich sofort wieder reisen möchten, wenn die Reisewarnungen aufgehoben sind. Laut der zwischen dem 7. und 17. Mai 2020 durchgeführten Studie gaben nur 24 Prozent der Befragten an, dass sie schnellstmöglich wieder verreisen werden. 47 Prozent möchten erst mal abwarten, bevor sie wieder in den Urlaub fahren und 29 Prozent möchten in diesem Jahr überhaupt nicht auf Reisen gehen. 44 Prozent der Befragten, die noch abwarten, gaben an, dass die Hygiene- und Abstandsmaßnahmen nicht zu ihren Vorstellungen eines entspannten Urlaubs passen. Rund ein Drittel hat momentan kein Interesse zu verreisen und jeder Fünfte hat Sorge, sich mit dem Coronavirus zu infizieren. Auch die wirtschaftlichen Auswirkungen des Lockdowns haben Einfluss auf das Reiseverhalten. 38 Prozent der Befragten, die angaben, dieses Jahr nicht in den Urlaub zu fahren, haben erstmal kein Geld für Urlaub.

Welche Unterkunftsart soll es sein?
Als Unterkunft für die nächste Reise in Deutschland bevorzugen 26 Prozent der Befragten eine Ferienwohnung bzw. ein Ferienhaus, gefolgt von einem mittelgroßen Hotel (16 Prozent) und einem kleinen Hotel (14 Prozent). Für Menschen, die schnellstmöglich wieder verreisen möchten, muss in Hotels die Bereitstellung von Desinfektionsmitteln an Eingängen und in Räumen (57 Prozent) erfüllt sein, gefolgt davon, dass das Hotel die gründliche Desinfektion der Zimmer garantiert (55 Prozent) dass gestaffelte Essenszeiten im Restaurant angeboten werden, um Gästen mehr Ausweichmöglichkeiten zu geben (45 Prozent). 41 Prozent der Befragten wünschen sich ausschließlich Service am Tisch und kein Buffet. Ein Drittel gab an, dass im Restaurant nur die Hälfte der Tische belegt sein sollte.

Selbstverantwortung bei der Wahl des Reiseziels
Die Lockerung der Corona-Verordnung heißt auch, dass aktuell jeder einzelne gefordert ist, Verantwortung für die eigene Entscheidung und das eigene Handeln zu übernehmen. Jetzt haben wir wieder die Freiheit, entscheiden zu können – und mögliche daraus resultierende Konsequenzen selbst zu tragen. Fühle ich mich wohl bei dem Gedanken, in den Urlaub zu fahren? Kann ich unbeschwerte Stunden verbringen, wenn ich mit meiner Familie essen gehe? Oder fühle ich mich momentan besser, mit meinen Lieben zu Hause zu bleiben und mir das Essen von meinem Lieblingsrestaurant liefern zu lassen? Diese Fragen können nur Sie selbst für sich beantworten. Seien Sie ehrlich und hören Sie auf Ihr Bauchgefühl. Denn dann steht einem entspannten Sommerurlaub 2020 nichts im Weg, egal ob Sie ihn an Nord- oder Ostsee, in den Bergen oder auf Balkonien verbringen.

Verändert die Corona-Krise unser Reiseverhalten?
Gefragt nach der Zukunft des Reisens sind 59 Prozent der Befragten, die schnellstmöglich wieder reisen möchten, der Meinung, dass die Corona-Krise das Reiseverhalten nicht nachhaltig verändern wird. 27 Prozent sind der Auffassung, dass beim Reisen zukünftig mehr auf das Thema Nachhaltigkeit geachtet wird. In einem Gastbeitrag in der Allgemeinen Hotel- und Gastronomie-Zeitung (AHGZ) regt Prof. Dr. Marco A. Gardini, Professor für Internationales Hospitality Management und Marketing an der Fakultät Tourismus-Management der Hochschule Kempten an, jetzt in der Krise in die Zukunft zu blicken. Möchten wir nach Corona tatsächlich dort wieder anknüpfen, wo wir aufgehört haben? Uns weiterhin nur halbherzig mit Themen wie Overtourism und den Folgen des Klimawandels beschäftigen? Seiner Meinung nach ist jetzt ein guter Zeitpunkt, um über die Qualität und Nachhaltigkeit der Leistungen in die Zukunftsfähigkeit der Betriebe zu investieren. Auch als Konsument und Gast sollten wir langsam Verantwortung übernehmen, indem wir unsere Einstellungen zu Nachhaltigkeit und unser tatsächliches Handeln kritisch überprüfen. Als Reisende sollten wir bereit sein, verstärkt auf die Wertigkeit und nicht auf den Preis zu achten. Nach Marco A. Gardini sollten Gastgeber und Gast jetzt gemeinsam ein neues Bewusstsein für Preis und Leistung, für Wertschöpfung und Wertschätzung entwickeln. Auch hier bleibt es spannend, wohin die Reise künftig geht… Wo auch immer Sie 2020 Ihren Sommerurlaub verbringen, wünsche ich Ihnen eine unbeschwerte und erholsame Auszeit.

Bildnachweis: Henrike Fleischmann

Henrike Fleischmann

Seit 15 Jahren mit Herzblut selbständige PR-Beraterin und Texterin, Inhaberin von Fleischmann PR. Aktives Zuhören, Einfühlungsvermögen und Begeisterungsfähigkeit zeichnen sie aus. Sie liebt die Herausforderung, komplexe Sachverhalte kurz und allgemein verständlich aufzubereiten.