In den vergangenen Monaten, in denen zahlreiche Menschen durch Home-Office eine Art sozialer Isolation erfahren haben, haben wir vielerorts festgestellt, dass Kommunikation im beruflichen Kontext weit mehr ist als der kurze, effiziente Austausch von Informationen. Je länger der Zustand der räumlichen Trennung von Teams dauerte, desto größer wurde das Bedürfnis nach sozialer Nähe und „distant socialising“. Aufrichtiges Interesse am Gegenüber und Anteilnahme erstarkten vielerorts. Denn der Plausch in der Kaffeeküche oder auf dem Weg zum Kopierer fielen weg. Wir haben alle ganz deutlich erfahren, dass wir soziale Wesen sind, die Gemeinschaft und den Austausch mit anderen brauchen. Und dabei haben wir immer stärker den „sozialen Kitt“ bestehend aus Aufmerksamkeit und Interesse vermisst, den wir auch tagtäglich im Miteinander mit Kolleg*innen, Kund*innen und Geschäftspartner*innen erleben. So haben zahlreiche Unternehmen nach den ersten Teambesprechungen per Videoconferencing festgestellt, dass auch Zeit für privaten Small Talk eingeplant werden sollte. Manche Firmen haben After-Work-Hangouts organisiert, damit die Teams sich nach Feierabend virtuell treffen und austauschen können. Die letzten Monate haben gezeigt wie wichtig Zugehörigkeit und Anerkennung für uns Menschen ist. Und dabei geht es nicht nur um die Beurteilung unserer Arbeit als „gute Mitarbeitende“, sondern um die gesamte Persönlichkeit und unser individuelles Sosein.

Wertschätzung für systemrelevante Berufe
Während weite Teile der Bevölkerung in den vergangenen Monaten isoliert im Home-Office saßen oder mangels Aufträgen zum Nichtstun verdammt waren, haben Pflegekräfte, Kassierer*innen, LKW-Fahrer*innen und viele andere gearbeitet, um unser System am Laufen zu halten. Sie haben dafür gesorgt, dass wir während der Corona-Pandemie weiterhin unsere Grundbedürfnisse decken können. Wir haben uns über den unermüdlichen Einsatz in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen oder im Supermarkt um die Ecke gefreut. Und endlich haben die Beschäftigten die Wertschätzung erhalten, die sie verdienen. Applaus und einmalige Corona-Prämien als Dank und Wertschätzung für die Arbeit unserer „Corona-Helden“. Damit war ein guter Anfang gemacht. Wünschenswert für eine Zeit nach Corona ist, dass die ihnen entgegengebrachte Wertschätzung keine „Eintagsfliege“ bleibt, sondern sich künftig auch in Gehalt und Arbeitsbedingungen widerspiegelt. Denn die Corona-Krise hat uns alle erfahren lassen, welche Berufsgruppen „systemrelevant“ sind und dass sich ihre Bedeutung für unsere Gesellschaft stärker in Arbeitsbedingung, Gehalt und Wertschätzung ausdrücken muss.

Wertschätzung als Grundhaltung
Auch wenn ich definitiv unterschreibe, dass ein wertschätzender Umgang – beruflich wie privat – absolut erstrebenswert ist, bereitet es mir Bauchschmerzen, wenn teilweise der Eindruck entsteht, Wertschätzung sei ein „Mittel zum Zweck“, um beispielsweise unternehmerische Ziele zu erreichen. Wertschätzung lässt sich nicht einfach „anwenden“, sie ist eine positive Grundhaltung unseren Mitmenschen gegenüber, die aus dem Herzen kommt. Indem wir unserem Gegenüber mit aufrichtigem Interesse, Offenheit und Respekt begegnen, bringen wir ihm Anerkennung entgegen. Wem es gelingt, wertschätzend auf seine Mitmenschen zuzugehen, wird feststellen, dass sich das soziale Miteinander deutlich verbessert – und dazu noch mit einer spielerischen Leichtigkeit. Probieren Sie es aus!

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Henrike Fleischmann

Seit 15 Jahren mit Herzblut selbständige PR-Beraterin und Texterin, Inhaberin von Fleischmann PR. Aktives Zuhören, Einfühlungsvermögen und Begeisterungsfähigkeit zeichnen sie aus. Sie liebt die Herausforderung, komplexe Sachverhalte kurz und allgemein verständlich aufzubereiten.