Ein Gastbeitrag von Melanie Geppert
Digitalisierung in Deutschland im Aufwind

Die vergangenen Wochen haben uns im privaten, vor allem aber im beruflichen Bereich zum Umdenken gezwungen. Meetings fanden im virtuellen Konferenzraum statt, Hausaufgaben wurden online übermittelt, das neue Buch musste im Online-Shop des Lieblingsbuchhändlers bestellt werden und das Leibgericht von der Stammkneipe wurde per App bestellt und geliefert. Ein Leben mit wenigen menschlichen Kontakten, dafür mit viel Technik. Das ein oder andere haben wir natürlich auch schon vor Corona genutzt, anderes ließ sich nun nicht mehr umgehen. Für mich persönlich war das Online-Konferieren die ungeliebteste Herausforderung, hat aber – Überraschung! Wirklich Überraschung? – sehr gut geklappt. Ein wenig das Büro umdekorieren, den Smartphone-Kopfhörer suchen, das Laptop etwas höher stellen, damit das Gegenüber nicht in die Nasenlöcher schauen muss und ordentlich anziehen, Digitalisierung ist schließlich kein Grund zur Verwahrlosung.

Ausgangsbeschränkungen und Social Distancing sind also ein gutes Klima, um der Digitalisierung Aufwind zu geben. Wie Studien zeigen, stößt sie in Deutschland auf optimale Voraussetzungen. Die große Gesellschaftsstudie D21-Digital-Index bietet ein jährliches Lagebild zum Digitalisierungsgrad der Gesellschaft in Deutschland. Sie misst diesen Grad und zeigt, wie die Menschen den technologischen Fortschritt in ihrem Privat- und Berufsleben erleben und nutzen. Die Gruppe der „Digital Abseitsstehenden“ schrumpft, die ehemals größte Gruppe – die „Digital Mithaltenden“ – wird kleiner und zum ersten Mal ist die Gruppe der „Digitalen VorreiterInnen“ mit 44 Prozent die größte. Das heißt, dass rund 28 Millionen Menschen offen und souverän mit den Anforderungen sowie den Errungenschaften der Digitalisierung umgehen. Wie so häufig haben Bildung und Berufstätigkeit einen Einfluss auf den Umgang mit und die Chancen bei dieser rasanten Entwicklung: Höher Gebildete und Menschen mit Schreibtischtätigkeit sind vermehrt digitale VorreiterInnen, Menschen mit niedriger formaler Bildung und ohne Berufstätigkeit laufen Gefahr, weiter abgehängt zu werden.

Wie mittelständische Unternehmen mit dem Thema umgehen, zeigt eine Studie des Berliner Beratungsunternehmens Consultport: Fast 80 Prozent wollen nun die Digitalisierung aktiv angehen. Das ist ein erfreulicher Anteil, wenn man bedenkt, dass bisher nur gut ein Drittel vollumfänglich im digitalen Zeitalter angekommen ist. Was sind die Gründe für diese bisher eher schleppende Umsetzung von Digitalisierungsprojekten? Hierauf antworteten die Befragten mit fehlendem Know-how (48 Prozent), fehlenden internen Ressourcen (46 Prozent) und fehlendem Interesse von Mitarbeitenden, sich weiterzubilden (31 Prozent). Hiermit wird auch deutlich, dass die Zusammenarbeit mit externen Fachexperten dringend notwendig ist.

Alles in allem stehen die Deutschen der Digitalisierung positiv und mit einer gesunden Portion Skepsis gegenüber, das bestätigt eine Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung . Zum einen erkennen 68 Prozent einen Nutzen in der technologischen Entwicklung der letzten zehn Jahre. Andererseits gehen 62 Prozent davon aus, dass die Bedürfnisse der Menschen nicht im Fokus des digitalen Fortschritts stehen. Ein Drittel der Befragten ist allerdings auch der Meinung, dass Digitalisierung das Leben nachhaltig verbessern wird. Die Skepsis gegenüber Technologien, die für viele im Alltag bereits etabliert sind – wie Computer oder Onlineplattformen – fällt dabei deutlich geringer aus als bei Technologien, die eher als Zukunftsvisionen öffentlich diskutiert werden wie die Entwicklung von künstlicher Intelligenz oder des autonomen Fahrens.

Neugierige, lernbereite Menschen und Unternehmen in Kombination mit der Corona-Krise können also eine ganz neue Dynamik in den stattfindenden Digitalisierungsprozess bringen. Ich bin jedenfalls gespannt, wie es weitergeht!

Bildnachweis: iStock.com/Sinenkiy

Melanie Geppert

Als Texterin führe ich seit fünf Jahren meine eigene Agentur und freue mich immer wieder über die Schönheit und Tücken der deutschen Sprache. Es fällt mir leicht, für andere die richtigen Worte zu finden und mich in ihre Themen und Zielgruppen einzudenken. Dafür greife ich auf fast 20 Jahre Erfahrung im Marketing zurück. Was mich persönlich antreibt: Leben im Hier und Jetzt. Den Blick nach vorne richten. Neugierig bleiben. Im Schweren das Leichte entdecken.